Sonntag, 19. August 2007

Eine entschiedene Vorläufigkeit

Nichts vermutlich geschah sofort.
Worte als Pelziges
auf der Zunge
versickerten im sandigen Körpergefühl
ohne Ankunft.
Zerstoben später am glühenden Kern
aus Metaphernsubstrat.

O Haut nach
zwanghaftem Entleeren des Schlafes in Schlaf!
Haut, du umspanntest die weiche Form
sich täglich rettender Stoffe
vor allem Zerfall.

Blitz, macht der Schmerz,
Blitz wie er einsticht und wühlt
auf der Haut birst seine Kugelfaust vor dem Einschlag.

Womit haben sie dich,
Gefäß kranker Substanzen,
Objekt anonymer
Begierden und Pflichten
denn aufgewogen?

Der Kopf als Beweger,
er wehrt sich,
er pumpt und pulsiert, will meine
Herzschläge treiben, vertreiben.

Okay, als habe man dich handlich
zusammengeschlagen,
es war genau das,
dieses Fremdgewordensein,
Kopfbeschlagung, bliebst zu tief
über immer fremde
Schreibtische gebeugt.

Die Räume des Zufalls und des Flanierens schwinden.
Gefahr wächst mit neuen Geometrien
schwer zu bedienender Angsttastaturen.
Ins Blaue hinein zu bedienen,
in das laue Geplänkel der neuen Dichter.

Für dich
müssen sie blasse Sprachbilder
wiederholen, für dich müssen sie
Sprache verstärken,
für dich etwa
sollen sie Zeichen mit neuen Gesten erfinden?

Schau, sie erwarten, daß du
in ihr gräuliches Lachen einstimmst mit Worten.

Lärmend sind die Funktionen des Kopfes
ins Lauschen gespannt, täuschend echt als Geräusche
einstigen Alltags getarnt.

Sie schneiden schon wieder dir Fenster
in schmerzangespannte Haut, in
Rinden und Knochen des größer werdenden Leibes,
der geht,
der Unversehrtheit begehrte,
ein Überflußgegenüber
im eigenen hellwachen Blut,
unter den kalten,
dich fällenden Augen
der Operateure.


Nun geh du, geh du nach innen.

Lausch den wilden Stimmen Spielender, Kindern und Tieren.
Sie werden dein Stummsein
in Sicherheit bringen.
Jetzt bist du aufgestiegen.
In wärmere Schichten
flüchtiger Schriftbegegnung.

Deine Vision offner Vergangenheit ist
klare, geklärte Gegenwart:
ein alter Schmerz,
der dich erwartungsklein spannt
sag:
Memory as a loan.

Ins Offene

Leerstellen
Um etwas aufzuhalten, darfst du nicht stehen bleiben, du mußt rennen. Du bist kein Widerstand, wenn du unbewegt verwurzelt am anonymen Ort glaubst, Kräfte zu sammeln, bis dich das Böse erreicht. Lauf mit, immer schritthaltend mit dem Feind, er darf deine Geleitschaft nicht bemerken. Während du läufst, darfst du niemanden und nichts Lebendiges berühren, nicht einmal einen Grashalm am Wegrand. Du überholst, während du verfolgst, deine Ankunft, früher als der Feind blendet, damit er alles verpaßt. Es ist ja nur ein Ausschnitt deines Weges, der sichtbar wird. Es ist ja nur ein Fragment deiner Person, Fragmentchen, das da durch die erzählte und doch aufsuchbare Wirklichkeit gehetzt wird. Diese Ansicht des Fremdbleibenden, bewegt vom fremden Leseblick,- ist es nicht die bedeutendste, die ein Arbeitsleben durchdringende Schicht des Überlebens - in noch nicht zurechtgefundener Geschichte?

Du überholst, während du verfolgst, deine Ankunft, früher als der Feind blendet, blendest Du, damit er alles, alles verpaßt für diese bestimmte Ankunft in einer anderen Zeit, in der sich jetzt Diskurse über Arbeitsbedingungen verfolgen, die sich erschöpfend gejagt hatten.
Wortgebrauch in jener leisen Abscheu, die Menschen mit vordergründig nutzlosen Berufen eigen ist, wenn ihnen Zwecke unterstellt werden, die bisher niemand abgelehnt hatte.
Als etwas Leichtes, wie auf Flügeln sanft unter abendlichen Alleen Gleitendes erschien es mir, das Unterwegssein, jetzt. Es bindet den Ort meines Bleibens an den Moment meiner immer wieder neu entschiedenen Bewegung, so dachte ich. Präsenzbestimmung meines Augenblicks, dieses Augenblicks, in dem ich müde war vom Gehen und Sehen. Und als ich das Wort Frühlicht zur Probe erst einmal für mich aussprach, erschien es mir so quellfrisch und zugleich weit und wohltätig, das Gebende, das ich mir nehmen werde, bald. Wo stößt das Eigene ans Fremde, formulierte ich, und auf die Fremdberührung folgt das entschiedene Greifen, währenddessen ich Maß nehme, ohne genau zu fixieren, ja,die Abstände und die Geschwindigkeiten können sich selten in Harmonie finden.

Die Erinnerungen so dicht, daß jede Geschichte einen Film ergäbe, wo immer sie begänne zu erzählen, viele kleine, geschlossene Geschichten vom eigenen Schicksal und von Schicksalen, eine reiche Verschwörung des Gelebten gegen die Askese des Gewollten, und würde sie jetzt anfangen, zu erzählen, hätte sie Stoff reichlich, Sterbens-und nicht Lebensstoff, bis in kleinste Verfaserungen der Ausschmückung gezähmte und gestählte und fließende wie wissenschenkende Erinnerungen, köstliche Klein-und Großodien der Nähe und Abstoßung, des Hellerwerdens im gewalttätigen Dämmer ineinanderstürzender Nächte, lichtschöne Blässen vager Abtastungen zwischen zärtlichen Tonfolgen des Du-und Ichsagens, aromantisch das alles im Platten, Eindimensionalen des Aufschreibens, nichts hast du erinnert, gewollt nichts, geschichtslos du, die du immer festhalten, fixieren wolltest, was bedeutsam schien nicht allein für dich.

Dabei hast du die Leerstellen zu löschen versucht, die heute wieder da sind, genau das andere, Verkehrt, für anders, falsch und fremdbefunden, das hast du heute schrittweise mitzuschleifen, das genau, als Gegenbild, Überwinderhinterhalt, die Spiegelschrift in deiner Biografie,